Ewig im Herzen

Cheyenne hat ihre letzte Reise angetreten

Cheyenne begann am 26.06.2014 ihren letzten Schlaf. Schon anfangs Mai bemerkte ich eine etwa Erbsen/Haselnussgrosse Umfangsvermehrung an ihrer Scheide. Als ich sie beim Tierarzt vorstellte wurde der Verdacht gross, dass es sich um eine weitere Talgdrüsenvereiterung handelt. Cheyenne hat schon lange mit vereiterten Talgdrüsen zutun gehabt. Da die Diagnose aufgrund der Zwischenblutung (die auch seit 1,5 Jahren nach der Läufigkeit kamen) schwierig war, hiess es abwarten…Immer wieder kontrollierte ich, ob eine Vergrösserung vorliegt. Ja tatsächlich…unscheinbar wuchs da etwas. Zuerst langsam, und innerhalb der letzten 2 Wochen explodierte es förmlich zu der Grösse eines Golfballs. Am 25.06.2014 stellten wir uns erneut bei unserem Tierarzt vor…OP!!! Dieses „Ding“ bereitet Cheyenne sichtlich Probleme beim Wasserlassen, sitzen, laufen und liegen. Das Risiko einer Narkose bei einem Briard ist ja eh schon erhöht, bei einem Alten um so mehr. 2006 musste sie mal wegen einer Talgdrüse operiert werden, sie hatte grosse Probleme aus der Narkose aufzuwachen, obwohl die Narkose nur 15 Minuten andauerte. Wie also würde es ihr ergehen, in dem Alter, nach einer etwa 1,5 Stündigen??? Mein Tierarzt selber war nicht 100%ig von der OP überzeugt, aber es musste etwas geschehen…

Nachdem ich mit ihr zu Hause war, setzte ich mich an ihr Körbchen und liess die letzte Zeit Revue passieren…war mir nicht schon länger klar, dass sie sich zurückzog, dass sie nur noch, wenn unbedingt nötig aufstand?! Dass sie Arthrose hat, wusste ich.

Mein Herz zerriss, bei dem Gedanken, ihr eine OP anzutun, der tierarzt war nie ihr Freund, schon immer hatte sie angst davor…Wie gross sind die Schmerzen nach der OP? Überlebt sie die OP? Muss sie wohmöglich einsam und in Angst auf dem kalten Tisch sterben?

…Ich habe mir immer geschworen ihr kein unnötiges Leid zuzufügen, nur weil ICH sie länger bei mir haben wollte…

Ich redete mit ihr, fragte sie, was sie will…und plötzlich dieser Blick von ihr…das erste Mal hatte ich das bewusste Gefühl, dass sie Schmerzen hat, dass sie müde geworden ist…er zerriss mich erneut…

Es zerriss mich, eigentlich schon länger zu wissen, was sie will, ICH war es, die es nicht wahr haben wollte, schliesslich war Cheyenne doch etwas besonderes, sie würde doch mindestens so alt wie ich…

Am 26.06.2014 traf ich die Entscheidung, sie NICHT Leiden zu lassen, sie ihn Würde, Liebe und Ruhe gehen zu lassen.

Der Tierarzt stimmte mir stumm zu, dass es das Richtige sei…als er kam und Cheyenne ihn sah, war da keine Angst in ihren Augen, er schien ein willkommener Gast zu sein.

Die Beruhigungsspritze war kaum gesetzt, da schaute sie mir direkt in die Augen, ich sagte ihr alles, was mir in dem Moment in den Sinn kam, hielt ihren Kopf, wir schauten uns ein letztes Mal tief in die Augen, ihr Blick war voller Liebe und Zufriedenheit.

Die Euthanasie war kaum nötig, sie atmete nur noch sehr schwach, somit dauerte es keine 3 Atemzüge und sie war gegangen…zufrieden lag sie da in meinen Armen…

Für mich kommt es nicht in Frage, sie einfach „wegzuwerfen“, irgendwo verstreuen zu lassen oder gar „verwerten“ zu lassen. Noch am 26.06.2014 brachten wir sie in ein Tierkrematorium, wo sie am 27.06.2014 allein kremiert wurde. Sie kommt wieder nach Hause zu mir, da wo sie sich wohlfühlte, sicher war und bedingungslos geliebt wurde und weiterhin wird.

Ich werde meine beste Freundin, Seelsorgerin, grosse Liebe, treue Begleiterin sehr vermissen…

Cheyenne war meine erste Briardhündin, die im Jahr 2002 den Weg zu uns fand. Anfangs konnte ich sie nicht wirklich lieben, sie schnappte mir in die Finger, Schuhe, Hosen, grummelte mich an, wenn ich sie zum Gassigehen die Treppen tragen musste, biss ständig in die Leine und war mir gegenüber einfach ein Monster, bis zu dem Tag, an dem ich ihr endlich ins Ohr biss (eine mir damals ans Herz gelegte Unterordnung) und siehe da, ab dem Tag waren wir ein Herz und eine Seele.

Ab da schlief sie ab und an in meinem Zimmer, was dann irgendwann zur täglichen Gewohnheit wurde, unsere erste gemeinsame Ausstellung absolvierten wir mit Bravur, obwohl wir zuvor sooooooo ein riesen Problem hatten, schön nebeneinander zu Laufen, ohne zu blödeln…

2003 war Cheyenne mit uns an der Ostsee bei meiner Tante und machte Erfahrungen mit dem grossen Meer. Ausser im Sand rumtollen und wälzen, kam ihr doch gar nicht in den Sinn mal ins mehr als Fusstief ins Wasser zu gehen, also nahm mein Papa sie kurzerhand auf den Arm und stellte sie in die warme Ostsee, pekiert und regungslos stand sie da, schaute verduzt…bis sie Gefallen am Ganzen fand und das Wasser aufwirbelte…unser Problem bestand später darin sie aus dem Wasser zu bekommen…und noch Wochen später rieselte immer wieder Sand aus dem Fell 🙂

2004 bewies sich unser grossherziger Ruhepol einmal mehr als treue Gefährtin, meine Schwester fiel auf eine Betontreppe und zog sich eine grosse Platzwunde an der Stirn zu, in all der Hektik, wartend auf den Krankenwagen legte sich Cheyenne neben sie und schleckte ihr die Hand, in einer Seelenruhe bemutterte und tröstete sie meine Schwester.

2005 dann der erste grosse Schock, eine Umfangsvermehrung in Rippennähe…die Diagnose unserer Tierärztin war nicht eindeutig, also mussten wir sie operieren lassen. Da ich bei der besagten Tierärztin zuvor ein Praktikum machte, hätte ich bei der Op anwesend seien dürfen, was ich mir nicht zutraute, also blieben meine Mama und ich „nur“ zum einleiten der Narkose bei ihr und warteten, bis die OP fertig war, die Aufwachphase war für uns 3 eine Tortur, sichtlich erschöpft versuchte Cheyenne immer wieder aufzustehen, sackte aber wieder und wieder zusammen. Es dauerte lang, bis sie sich vollständig erholte…und das im Alter von 3 Jahren!!! Die Diagnose erleichterte uns, es war „nur“ eine verkapselte, eitrige Talgdrüse…ab da begann ein ständiges ausdrücken und behandeln weiterer Drüsen. Was sie immer gelassen hinnahm…eben eine echt starkte Maus 🙂

2006 hatte ich eine schwere Zeit, nebst meiner Familie, war es Cheyenne, die mir immer zuhörte, mich tröstete und mit blödeleien wieder zum lachen brachte 🙂 Als ich 2 Monate in einer Kur war, litt Cheyenne enorm, sie frass schlecht, jammerte viel und war schon leicht depressiv…mir ging es nicht anders, umso schöner war das wiedersehen 🙂

2007 lernte ich meinen jetztigen Mann kennen…viele böse Zungen sagten mir immer vorraus, dass ich das Interesse an Cheyenne verlieren würde, sobald ich einen Freund hätte…weit gefehlt!!! Mir war wichtig, dass mein Freund mich mitsamt Familie -und da gehört Cheyenne dazu- so nimmt, wie es ist…das tat er auch, aber Cheyenne fand ihn doof 🙂 Schliesslich war da aufeinmal jemand anderes der meine Aufmerksamkeit auch bekam, nach viiiiiiielen leckeren Überredungskünsten, begann sie ihn zu mögen 🙂 Wo ich noch anmerken muss, dass sie ihn NIE gebissen, angeknurrt oder sonst wie schlecht behandelt hätte!!!

2008 zog dann Maja bei uns ein, Cheyenne erwies sich ab da, als grossmütige, selbsternannte Erziehungsberechtigte und wies die Kleine herzlich aber bestimmt in die Schranken. 🙂

2009 dann der Umzug in die Schweiz, den nahm unsere mittlerweile 7 jährige Maus gelassen hin, wir waren ja schliesslich bei ihr!

2010 fasste ich den Entschluss auszuziehen…Eigentlich war von Anfang an klar, dass Cheyenne NICHT mit mir mitkommt, da wir Maja und sie nicht trennen wollten, und schliesslich wohnten wir nur 3 Minuten entfernd…Aus einer Probe wurde Ernst und meine Eltern überliessen mir Cheyenne schweren Herzens, wofür ich ihnen immer Dankbar sein werde!!!

2011 kam Pino zu uns, und wieder bewies Cheyenne ihre Stärke als Chefin. In die Jahre gekommen wurde sie nun langsam aber sicher ruhiger als sie eh schon war.

2012 zogen wir von einer Wohnung in ein Haus um, nicht zuletzt schlossen wir den Entschluss wegen Cheyenne, die täglich vom 3.Stock aus laufen musste um raus zu gelangen. Langsam aber sicher, wurde unsere Grosse steifer in den Beinen, die Spaziergänge wurden kürzer und die Ruhephasen länger. Ende 2012 zog dann Elue zu uns, sie wurde ebenso freundlich wie auch mit klaren Grenzen von Cheyenne aufgenommen.

2013 musste ich mir doch immerwieder eingestehen, dass mein Schatz älter geworden war. Zufrieden lag sie nun die meiste Zeit in ihrem Körbchen und wanderte von dort aus zum Napf, nach draussen und wieder zurück, die Spaziergänge wurden noch langsamer und instinktief ging ich viel NUR mit ihr raus…Auch ihr sonstiger Drang dabeisein zu müssen ware nicht mehr so ausgeprägt, früher musste man doch nur Fragen „Willst du mit“ und sie stand schon neben einem…nun aber schaute sie nur noch um die Ecke und ging zurück auf ihren Platz.

Ein alter Hund strahlt etwas ganz besonderes aus, eine Weisheit, Ruhe, Liebe und zeigt einem einen ganz anderen Blickwinkel auf das Leben…

2014 war durchwachsen mit Freud und Leid…wurde mir doch unbewusst klar, dass dies unser letztes Jahr sein würde, genossen wir Spaziergänge allein, Kuschelein und selten gewordene Blödelein…

Cheyenne 10.07.2002 – 26.06.2014 Du hast mir viel gegeben und mich nie schlecht behandelt, mich immer verstanden, mir nie das Gefühl gegeben, ich sei nicht gut genug. Du warst immer da, wenn ich dich brauchte, immer da, wenn was los war, du hast mich unterstützt in der Erziehung der Anderen und ihnen auch viel mit auf den Weg gegeben…Du wirst NIEMALS in Vergessenheit geraten. Ich bin dir unendlich dankbar für die fast 12 Jahre, in denen ich erfahren durfte, was bedingungslose Liebe bedeutet!!!! Du hinterlässt eine grosse Lücke in meinem Herzen, die ich peu a peu mit den schönsten Erinnerungen auffüllen werde.

!!!Ich liebe dich!!!